Gemulcht und Gewonnen

Gemulcht und Gewonnen – aus der Zeitschrift  Kraut und Rüben – Juni 2021

Daß unser Gartenboden nicht gerne nackt und bloß daliegt, gehört zu den grundlegenden Erkenntnissen naturgemäßen Gärtnerns. Aber welches Material erfüllt die Aufgaben einer wärmenden Mulchdecke am besten?

Mulch behindert das Keimen und Wachsen unerwünschter Wildkräuter. Er schützt die Oberfläche vor Erosion und Verschlämmung, fördert die Bodengare und die Entstehung von wertvollem Humus. Im Winter hält Mulch den Boden länger warm, sodass die Mikroorganismen noch eine Weile weiter Dienst tun können. Die Nährstoffe, die sie dabei freisetzen, kommen den Gartenpflanzen zugute. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Wasser: Unter einer Mulchdecke geht von dem kostbaren Nass deutlich weniger verloren – im Hochbeet ebenso wie im natürlichen Boden. Für all diese Aspekte gibt es besser und weniger gut geeignete Rohstoffe. Je nach den Eigenschaften des Standortes, den Ansprüchen der dort ansässigen Gartenpflanzen und unseren eigenen Vorstellungen ist das ein oder andere Mulchmaterial zu bevorzugen.

Der Profianbau ist kein Vorbild

Zu einem naturgemäßen Garten passen weder Mulchvlies noch Mulchpapier oder Mulchfolie, auch wenn man ihnen den einen oder anderen Vorteil nicht absprechen kann. Die lichtundurchlässigen Materialien können Wildpflanzen zuverlässig unterdrücken, selbst schwer zu bekämpfende Wurzelunkräuter, und die dunkle Färbung sorgt an der Bodenoberfläche für mehr Wärme. Deswegen setzen Profis die schwarzen Folien bevorzugt bei wärmeliebenden Gemüsekulturen ein – das sind etwa Gurken, Melonen und Kürbisse.

Plastikfolien haben zwar den Vorteil, dass man sie mehrfach verwenden kann. Das verschiebt die Entsorgungs- und Umweltprobleme des unverrottbaren Materials jedoch nur auf einen späteren Zeitpunkt. Inzwischen sind auch Vliese aus Biofasern sowie Mulchfolien aus Maisstärke auf dem Markt, die sich im Laufe einer Vegetationperiode zersetzen. Solche eine verwitternde Folie bietet allerdings keinen appetitlichen Anblick. Auch auseinandergefaltete Pappkartons können eine Saison lang wirkungsvoll das Unkraut unterdrücken. Das kann man sich bei einer Neuanlage zunutze machen. Für kürzere Einsätze genügt sogar Pack- oder gar Zeitungspapier. Aber auch mit derlei Auflagen ist auf Dauer kein Schönheitspreis zu gewinnen. Wichtiger als die gute Optik im Beet ist jedoch, dass Boden und Pflanzen von der Maßnahme profitieren. Wenn wir noch die Kosten und den Aufwand einbeziehen, dann kommen die allerbesten Mulchmaterialien aus dem eigenen Garten!

In den meisten Gärten gibt es zwei erprobte Rohstoffe, die regelmäßig in großen Mengen anfallen: Rasenschnitt und Laub. Rasenschnitt sieht aufgrund seiner einheitlichen Struktur und Farbe dabei durchaus ansprechend aus.

Allerdings sind drei Punkte zu beachten

• Zeitig und regelmäßig mähen, bevor die Gräser und Wildkräuter Samen bilden

• Schnittgut antrocknen lassen und erst dann etwa 5 cm hoch auslegen

• Oder nur eine 1 cm hohe Schicht auslegen damit die Halme nicht verkleben und

somit eine luftundurchlässige Schicht bilden

Laub fällt dem Gärtner im Herbst vor die Füße – oft mehr als ihm lieb ist. Da es keine Unkrautsamen enthält und den Boden wirkungsvoll gegen Frost schützt, wird es gern zur winterlichen Bedeckung der Gemüse und Staudenbeete, von Wurzelscheiben und unter Sträuchern verwendet. Dabei stört es nicht weiter, dass die Blätter je nach Baumart unterschiedlich schnell verrotten. Derbes Laub braucht zwar etwas länger, aber im Frühjahr gehören die unterrotteten Reste ohnehin abgerecht. Auch die enthaltenen Gerbstoffe stellen für Boden und Mikroorganismen kein echtes Problem dar. Selbst Koniferen-Nadeln eignen sich als Mulch. Sie verrotten sehr langsam, können aber in ausreichend dicker Schicht den Wildwusch sehr effektiv unterdrücken. Am wertvollsten ist die sauere Nadelstreu für Rhododendron und Moorbeetpflanzen. Für Aussaaten und Anzuchten ist sie dagegen ungeeignet.

Wertvolle Pflanzenteile

Grundsätzlich eignen sich alle Gartenabfälle oder Pflanzenteile aus dem Garten und dessen Umfeld zum Mulchen. Dazu zerkleinern wie sie am besten auf 5-10 cm Länge und lassen frisch geschnittenes Material erst einmal antrocknen. Zudem sollte es frei sein von Unkrautsamen und ansteckenden Pflanzenkrankheiten. Gut wirken ganze Triebe saftiger Wildkräuter wie etwa Giersch, Löwenzahn oder Brennesseln – ohne Samenansatz, versteht sich. Letztere enthalten auch noch eine Menge am Mineral- und Nährstoffen – ebenso wie die Beinwellblätter – und bereichern beim Verrotten den Boden. Sie gelten damit als besonders hochwertige Mulchmaterialien.

Häckseln und mulchen

Stroh überzeugt als Bodenbedeckung in Erdbeerkulturen. Dort sorgt es nicht nur für eine ausgeglichene Bodenfeuchtigkeit, es schützt auch die Früchte vor Verunreinigungen und Pilzkrankheiten, wenn die Pflanzen gleich nach der Blüte eine solche Unterlage erhalten. Auch bei Gemüse mit langer Kulturzeit (Tomaten, Kürbis) gibt Stroh eine vorzügliche Mulchdecke ab. Selbst bei Strohschichten bleibt ein Luftaustausch gewährleistet. In der Regel kommt das Material aus der Landwirtschaft. Und weil Getreide meist mit Wachstumsregulatoren behandelt wird, empfiehlt es sich, Stroh aus biologischem Anbau zu beziehen. Andernfalls belasten die Schadstoffe den Boden und beeinträchtigen die Pflanzen beim Wachstum.

Rindenmulch      - eignet sich für Stauden – beim Gemüse ist er tabu!

Er war das erste organische Material, das der Handel speziell für die Bodenbedeckung angeboten hat. Der ordentliche Anblick und der angenehme Waldduft haben viel zum Siegeszug des Rindenmulchs beigetragen. Doch die meist nur kurz abgelagerten Rindenstückchen verschiedener Nadel- und Laubbäume sind nicht nur starke Stickstoffzehrer – ebenso wie Stroh und Holzhäcksel- sie enthalten auch eine Menge Gerbsäuren und andere wachstumsschädigende Inhaltsstoffe. Auf jeden Fall sollte im Garten nur geprüfter Rindenmulch mit unbedenklichem Cadmium-Gehalt zum Einsatz kommen. Für empfindliche Gemüsekulturen, Kräuter oder Sommerblumen ist er, unter anderem wegen seines niedrigen pH-Werts (sauer) nicht zu empfehlen.

Um sauere Böden liebende Gehölze wie Hortensien, Farnen oder Schattenstauden unterdrückt Rindenmulche zuverlässig unerwünschte Wildkräuter. Jedoch sollte man vor dem Ausbringen Hornmehl locker in den Boden einarbeiten, um den Stickstoffbedarf der Pflanzen zu decken. Auch für Wegeflächen wird Rindenmulch verwendet. Für Hackschnitzel und andere holzige Fasern, die für Mulchzwecke angeboten werden, oder den gehäckselten Baumschnitt aus dem Garten gelten ähnliche Möglichkeiten und Einschränkungen.

Auch Schafwolle wurde mittlerweile für gärtnerische Zwecke entdeckt. Sie wird in Form

von Pellets als hochwertiger, natürlicher Dünger angepriesen. Lässt sich in ihrer faserigen Ausgangsstruktur aber auch gut verwenden um Böden zu bedecken. Schafwolle ist offenporig, speichert Wasser, wirkt temperaturausgleichend, wird von Schnecken und anderen Schädlingen gemieden und setzt Nährstoffe frei, während sie zersetzt wird.

Ungewaschene Wolle können Gärtnerinnen und Gärtner im Idealfall günstig bei einem Schäfer oder Schafbauern kaufen, am besten als Vlies. Der Fachhandel hält sogar Mulchmatten aus Schafsschurwolle bereit, die man am liebsten für sich selbst behalten würde.

(Robert Sulzberger)

Verein für Gartenbau und Landespflege Fridolfing e.V.